Einmal eben über die Alpen!

Die Alpen AG der St. Anna Schule war zum 4. Mal unterwegs

Eigentlich hätten wir dieses Jahr ein kleines Jubiläum feiern können: zum 5. Mal mit einem Team aus 16 Schüler*innen und vier Begleitern von Berchtesgaden nach Lienz in Osttirol. Nur wie in so vielen Bereichen unseres Lebens grätschte auch uns letztes Jahr die leidige Pandemie dazwischen und wir mussten die Tour absagen. Das aktuelle Team unserer seit 2017 bestehenden Alpen AG vom letzten Jahr lies sich jedoch nicht entmutigen. So weit wie erlaubt wurde gewandert, geklettert, die Kondition trainiert, sich in Outdoor Erste Hilfe bei Bergführer Rüdiger Edling schlau gemacht und sich in Optimismus geübt. Kurz vor Abreise kam dann endlich das „GO!“ der Schulleitung. Nur schnell weg war die Devise, bevor irgendwer doch noch eine Idee entwickeln konnte, uns dieses Highlight einer Schullaufbahn auf den letzten Metern zu untersagen.

Gut gelaunt ging es am 14.08. mit der Bahn nach Berchtesgaden. In der Jugendherberge blieben wir dieses Mal zwei Nächte. Aufgrund der Corona Situation konnten wir die Wasseralm in der Röth nicht buchen. Kein Grund zur Langeweile: eine kurze, aber aussichtsreiche Tour zur Halsalm bei 31°C und gefühlten 100 % Luftfeuchtigkeit sorgte für Abwechslung. Am nächsten Tag ging es dann via Schiff nach St. Bartholomä von dort aus über die Saugasse mit ihren nicht enden wollenden Kehren zum Kärlingerhaus. Ziemlich groß und voll und ziemlich zentral gelegen eigentlich immer ein guter Standort für eine Pause mit Tagestouren. Aber wir haben uns entschieden, einen „Schlenker“ durchs „Steinerne Meer“ zu machen und haben noch das Ingolstädter Haus und die Peter-Wichenthaler-Hütte mitgenommen. Beide zwar eine Nummer kleiner als die erste Hütte, aber eine famose Küche, tolle Zustiege und eine feine Aussicht.

Einmal eben über die Alpen

In Saalfelden angekommen, wussten wir, dass wir eine prima Truppe haben, die zu diesem Zeitpunkt schon zu einem richtig guten Team zusammengewachsen waren. Die Vorräte wurden aufgefrischt und weiter ging es mit dem Bus nach Ferleiten, von wo aus die ziemlich alte und ziemlich gemütliche Trauneralm schnell erreicht ist. Eigentlich wird die Bergtour jetzt erst richtig interessant. Auf dem Weg zum Glocknerhaus am nächsten Tag muss man über die „Untere Pfandelscharte“ und vor der liegt noch ein ewiges Schneefeld. Bei einer Höhe von über 2500 m wird auch die Luft so langsam dünner. Aber auch hier zeigte unser Team eine Top Kondition und die reichte bei einigen auch noch aus, um den über 3000 m hohen Spielmann zu  erklimmen. Nach der Übernachtung im Glocknerhaus ging es in über die Salmhütte  zur Glorer Hütte. Eine der Hütten, die sich ihren ursprünglichen Charme noch bewahrt haben. Spätestens jetzt waren wir mit kleinen Profis unterwegs: Trittsicherheit hatte jeder, die Abläufe auf den Hütten, das frühe Aufstehen, die frühe Hüttenruhe und die Abendbeschäftigung so ganz ohne Internet… alles kein Problem. Im Gegenteil: niemand vermisste die permanente Erreichbarkeit. Ein eingespieltes Team, mit viel Disziplin unterwegs und jeder Menge guter Laune am Abend.

Einmal eben über die Alpen

Über Die Kesselkeesscharte ging es dann zur Elberfelder Hütte. Dort bleiben wir immer zwei Tage. Ein Tag Pause schont nicht nur die Gelenke, ein Tag Pause ist auch gut fürs Gemüt. Die Lage dramatisch und die Atmosphäre nicht zuletzt wegen Hüttenwirt Herbert Mayerhofer und seinem Team einfach klasse. Ein Teil der Truppe hat noch auf dem Hinweg zur Hütte das „Böse Weibele“ erklommen, der andere Teil ist direkt zur Hütte weiter. Gedränge am Gipfel ist auch in der Schobergruppe ähnlich uncool wie am Mt. Everest. Auf der Hütte angekommen, hat man sich schnell eingerichtet.

Einmal eben über die Alpen
Die Alpen AG der St. Anna Schule erreicht die Elberfelder Hütte

Lucas sorgte für ein köstliches Abendessen. Der Abend selbst wurde mit Musik abgerundet. Irgendwer ist immer dabei, der die bereitliegende Gitarre bedienen kann. Der „freie“ Tag wurde dann genutzt, um die Gegend zu erkunden. In den Langtalseen kann man schwimmen. Ob man das will, ist angesichts der Temperaturen eine andere Sache. Trotzdem lagen fast alle im ersten See. Die Abkühlung schien nötig zu sein.

Einmal eben über die Alpen

Über die Gößnitzscharte und den Abstieg zur Lienzer Hütte stand am nächsten Tag noch der Aufstieg zur Wangenitzseehütte an. Der Teil der Gruppe, der nicht auf das „Böse Weibele“ aufgestiegen ist, durfte hier in der Früh aufs Petzeck, während die anderen sich auf den Weg zur letzten Hütte machten. Man könnte von den Seen aus auch direkt nach Lienz absteigen, die Winklerner Alm ist eigentlich nur eine kleine Dreingabe. Aber was für eine! Urgemütlich und mit einer super guten, deftigen Küche ist es wohl der beste Abschluss auf einer Hütte, bevor es dann am folgenden Tag nach Lienz runtergeht.

Und da durften sich dann am frühen Nachmittag alle in die Arme fallen: glücklich, sicher ein bisschen erschöpft, aber wahnsinnig stolz auf die Leistung und das Erlebte, auf das man mehr als zwei Jahre hingearbeitet und gewartet hat. Was will man mehr? 14 Tage über die Berge, aus eigener Kraft, bei nicht immer optimalem Wetter und auf teils schwierigen Steigen und steilen Pfaden dürfen einem die Brust schon mal stolz anschwellen lassen.

Unser Konzept, Unterricht einfach mal aus den vier Wänden eines Klassenzimmers in die Natur der Alpen auszulagern, geht jedes Mal auf. Jeder kommt anders aus dieser AG heraus, als er zu Beginn hineingegangen ist. Man lernt hier zwar weder Lateinvokabeln, noch Mathematik oder Chemie. Aber die Natur ist ein großer Lehrmeister in Dingen wie Achtsamkeit, Gemeinschaftsgefühl, Gruppendynamik, Bescheidenheit und Durchhaltevermögen. Und sei es nur, dass er oder sie die Gelassenheit zu schätzen gelernt hat, die einem die Wildnis der Alpen gerade in den abgelegenen Gebieten der Schobergruppe abverlangt.

Im kommenden Jahr werden wir wieder unterwegs sein. Dem DAV Wuppertal danken wir für die kostenlose Übernachtung auf der Elberfelder Hütte und wir freuen uns auch über die weitere Kooperation!

Text & Fotos: Oliver Thüner

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