Zum Verlust von unserem Ehrenvorsitzenden Rolf Deppe trauert die Sektion Wuppertal

Rolf war jemand, der das Ehrenamt mit Herzblut erfüllte. Wir werden ihn schmerzlich vermissen und sein Engagement in besonderer Erinnerung behalten.

Rolf Deppe 07.03.1928 – 26.01.2022

Am 26. Januar 2022 ist Rolf Deppe, ehemaliger Hüttenwart (1956-1975), 1. Vorsitzender (1976-1997) und Ehrenvorsitzender, im 94. Lebensjahr verstorben.

Diese Daten bedeuten, dass die Mehrzahl der heutigen Leser von Wuppertal alpin keine unmittelbaren Erinnerungen mit ihm verbindet.

Seine langjährige Verbundenheit mit dem Alpenverein (Eintritt in die Sektion – damals Elberfeld – 1948), seine Aktivität im Vorstand und als Skihochtourenführer und Übungsleiter (damals „Lehrwart“) für Skilaufen erlauben aber vielleicht einen kleinen Rückblick auf die Nachkriegsgeschichte der Sektion und auf die Entwicklung des Bergsteigens und Skilaufens aus Wuppertaler Sicht.

Sein Geburtsjahr 1928 lässt ahnen, dass er in den Jahren des zweiten Weltkriegs noch minderjährig war, aber als sogenannter Flakhelfer Wirren und Grauen des Krieges unmittelbar erlebt hat. Hatte er seine ersten Jugendski, erprobt im Barmer Nordpark, noch für die Ostfront spenden müssen (wo sie gar nicht oder nur als Heizmaterial gebraucht wurden!), begeisterte er sich Ende der 1940er Jahre für das Skilaufen im Sauerland und kam mit skibegeisterten Altersgenossen der Sektion zusammen. Geführt von dem „Gentleman-Skilehrwart“ Paul Wiecha hatte sich in Wuppertal – ungewöhnlich für eine alpenferne Sektion – eine sehr aktive Skigruppe gebildet, die wettkampfmäßig Skilanglauf, Alpinskilauf und Skihochtouren betrieb. Aus dieser Zeit sind zu nennen Günther und Wolfgang Bühren, Hans Teschemacher (mehrfacher Westdeutscher Langlaufmeister) und Herbert Seeling, mit denen Rolf später auch die ersten Skihochtouren sowie Fels- und Eistouren unternahm, sowie der spätere langjährige 2. Vorsitzende „Ferdi“ Dieckmann, der wegen seiner Kriegsbeschädigung nicht hochalpin unterwegs war, aber die Sektion viele Jahre im Hintergrund gemanagt hat (weswegen er sich gerne selbstironisch als „Verwaltungsbergsteiger“ titulierte).

Rolfs Wiederholungsversuche der Haute Route standen allerdings unter keinem glücklichen Stern: 1965 wurde die Gruppe durch Skiunfälle gestoppt und musste vom Gletscherpiloten Geiger ausgeflogen werden.1967 musste Rolf wegen – wie sich herausstellte, lebensbedrohlicher – Darmbeschwerden allein durchs Mer de Glace abfahren und in qualvoller nächtlicher Bahnfahrt nach Wuppertal zurückreisen, um sich einer Notoperation zu unterziehen. Operateur: Chefarzt Dr. Hans Nase, der damalige 1. Vorsitzende der Sektion(!).

Rolf führte bis in sein achtes Lebensjahrzehnt Touren und Besteigungen in den Zentral- und Westalpen. Da das gute Skifahren eine der notwendigen Voraussetzungen für das Skibergsteigen ist, pflegte er den alpinen Skilauf, als einer der ersten mit einem Metallski. Er organisierte die Aus- und Fortbildung weit über die eigene Sektion hinaus, so zum Beispiel die Fortbildungen auch für die Skiübungsleiter/innen des Rheinisch-Westfälischen Sektionenverbandes. Er begründete die Skiwochen, in denen die Aus- und Fortbildung auf der Piste mit skibergsteigerischen Exkursionen kombiniert wurde. Unsere Ortsgruppe Kierspe geht ebenfalls auf diese Zeit und die gemeinsamen Touren mit Lothar Winkler zurück.

Rolf Deppe war von 1956 bis 1975 Hüttenwart der Sektion Elberfeld. 1955 war die Elberfelder Hütte nach einer kriegsbedingten Obhut durch die ÖAV-Sektion Judenburg wieder in den Besitz der Sektion gelangt. Wer die Fahrstrecke von Wuppertal nach Heiligenblut schon einmal durchmessen hat und weiß, dass der Felbertauerntunnel erst 1967 eröffnet wurde, kann die Mühen dieser ehrenamtlichen Aufgabe ein kleines Stückchen nachempfinden. Übrigens erhielt die Elberfelder Hütte als eine der ersten Alpenvereinshütten das Umweltgütesiegel.

Daneben war in diesen Jahren die Sauerlandhütte in Winterberg-Neuastenberg, 1952 dank einer Spende in Besitz der Sektion gelangt und eine recht primitive  Notunterkunft aus Kriegszeiten, in mehreren Etappen auszubauen und zu betreuen. Zur Erinnerung: Am Wochenende fuhren Skisonderzüge nach Winterberg und Kolonnen von Wuppertaler Skibegeisterten trugen ihre Skiausrüstung auf die umliegenden Hänge. Sommers lagen die damals noch bekletterbaren Bruchhauser Steine in Reichweite.
Für das Klettertraining in der Wuppertaler Umgebung – Kletterhallen waren noch außerhalb jeder Vorstellung – wurde der Wülfrather Steinbruch Hammerstein, heute ein Industriegebiet, genutzt. Und beim natürlich verbotenen Erkunden weiterer Möglichkeiten im benachbarten Steinbruch Schlupkothen gab es durch Blockausbruch einen kleinen Absturz. Blaue Flecke und Schreibunfähigkeit wegen einer Handquetschung mussten dem Amtschef im Wuppertaler Rathaus mit einer Fantasiegeschichte erklärt werden.

Von 1976 bis 1997 führte Rolf Deppe als 1. Vorsitzender die Sektion Elberfeld. Er sorgte für ihre Verankerung in der örtlichen Jugendarbeit und im Stadtsportbund. Letzterem diente er mehrere Wahlperioden als Schatzmeister. Unterhalb der Stadthalle wurden die ersten Klettertürme errichtet. Die Kletterwand in der Sporthalle der Bereitschaftspolizei war ein Pioniervorhaben.

Rolf Deppe war im damaligen Rheinisch-Westfälischen Sektionenverband und im Hauptverein präsent und aktiv. Das begründete die Hüttenpartnerschaften mit den Sektionen Siegburg und Recklinghausen. Er war nicht nur bei den Hauptversammlungen des DAV aktiv, sondern auch Mitglied des damaligen Fachausschusses für Breitenbergsteigen. Das Ideal des selbstständigen Bergsteigens hat er auch auf dieser Ebene vertreten. Ein erinnerungswerter Höhepunkt seiner Zeit als 1. Vorsitzender waren die Veranstaltungen zum 100jährigen der Sektion Elberfeld 1991. Zweimal konnten wir das Schauspielhaus dafür nutzen. Zur Elberfelder Hütte fand damals einer der ersten alpinen Bergläufe statt.
In den 1970er-Jahren gab es auch eine recht enge Zusammenarbeit der damaligen Sektionen Barmen und Elberfeld mit gegenseitigen Hüttenbesuchen und gemeinsamen Veranstaltungen. Die nun endlich erfolgte Fusion hat Rolf mit großer Freude zur Kenntnis genommen.

1978 wurde das 50jährige und 2003 das 75jährige Jubiläum der Elberfelder Hütte mit Veranstaltungen vor Ort und Sonderheften gefeiert.

1994 erhielt Rolf durch die damalige Oberbürgermeisterin Ursula Kraus das Bundesverdienstkreuz für sein ehrenamtliches Lebenswerk.

Glück und Geschick trugen dazu bei, dass Rolf Deppe seine Touren ohne nennenswerte alpine Unfälle führte. Einmal rettete er eine stürzende Seilgefährtin durch einen Sprung auf die richtige Seite.

Rolf Deppe ging gerne voran und übernahm in den Bergen und im Alpenverein Verantwortung. Er hat sich um den Deutschen Alpenverein, die Sektion Wuppertal und das Bergsteigen verdient gemacht.

Hans-Hermann Schauerte (Nachfolger als 1.Vorsitzender)
Erwin Rothgang (ehemaliger 2.Vorsitzender)
Matthias Deppe

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